Die Schweizer Medienlandschaft schrumpft seit Jahrzehnten. Gab es in der Mitte des 20. Jahrhunderts noch unzählige unabhängige Tageszeitungen, existieren heute noch fünf grosse Medienhäuser, die die Inhalte unserer Zeitungen bestimmen, und nur selten sind deutlich unterschiedliche Positionen feststellbar. Eine unabhängige und umfassende Meinungsbildung – für die direkte Demokratie unerlässlich – ist so nicht mehr gegeben. Man serviert uns einen medialen Einheitsbrei, auch wenn die Pressefreiheit zu unseren unbestreitbaren Grundrechten gehört. Es fehlt die nötige Meinungsvielfalt.
Nachdem die Schweizer Regierung sich offen auf die Seite einer Kriegspartei gestellt hat und über indirekte Waffenlieferungen an die Ukraine diskutiert, bekommen die Gedanken des Briefautors über die Landesgrenze hinweg Bedeutung. Sich für ein Ende des Sterbens in der Ukraine und für Frieden einzusetzen, ist eigentlich auch Aufgabe unserer Regierung. Hätte sie den bewährten Weg der Neutralität beschritten und auf dieser Grundlage Verhandlungen angeboten, wäre der Krieg vielleicht schon beendet und Tausende von Menschenleben gerettet.
Herr Bundeskanzler!
Vor kurzem haben Sie bei einem Wahlkampfauftritt gesagt: «Und die, die hier mit Friedenstauben rumlaufen, sind deshalb vielleicht gefallene Engel, die aus der Hölle kommen, weil sie letztendlich einem Kriegstreiber das Wort reden.» Hier aus der Hölle mein Ruf: Vor 45 Jahren war ich als Soldat bereit, für dieses Land zu töten; eine schwere Entscheidung. Wer wie Sie den Dienst an der Waffe verweigerte, hatte unseren Respekt – es war die Freiheit – und eben auch Ihre Freiheit, den Wehrdienst zu verweigern, die wir verteidigt haben. Wer ist heute der Feind?